Dienstag, 5. Juli 2016

Der Riffaufbau

Das richtige Gestalten des Riffs ...

...gibt es eigentlich den richtigen Aufbau? Zumindest gibt es komplett falsche Aufbauten!

Wenn wir unser Riff gestalten spielt natürlich unser eigener Geschmack eine große Rolle. Der eine will es flach (Shallow Reef), der andere will freistehende Säulen usw. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Jedoch können wir dabei einiges falsch machen, sofern man kein komplettes Konzept hat und im Vorfeld nicht schon die Folgen des entsprechenden Aufbaus einplant. Denn vom Aufbau des Riffs ist das Strömungskonzept abhängig, die Beleuchtung, die Korallenauswahl, die Fischauswahl und sogar die Förderleistung der Rückförderpumpe, um nur die wichtigsten Kriterien zu nennen.

Ein Riffaufbau sollte im besten Falle locker gestaltet sein und relativ wenig Berührungspunkte mit dem Boden haben, um Gammelecken unter den Steinen bestmöglich zu vermeiden und damit die Strömung möglichst in jeden Winkel des Beckens kommt.
Das ist schon gar nicht so einfach, denn ein Aufbau muss auch stabil sein! In Zeiten von Riffmörtel und Co. ist das aber eine durchaus lösbare Aufgabe. 

Zum Glück ist es in den letzten Jahren zum Trend geworden, diese lockeren Aufbauten zu wählen und geht davon weg, die Steine einfach an der Rückwand aufzutürmen. Mal abgesehen davon, dass das immer aussah wie mit der Schubkarre reingeschüttet, ergaben sich so auch einige Probleme mit der Strömung, Gammelecken etc.

Hier ein Beispiel für einen gelungenen Aufbau

Quelle: Korallenriff.de


Dieser Aufbau ist locker und stellt eine natürlich aussehende Szenerie dar. Es gibt viel Schwimmraum für Fische. Auch an ausreichende Möglichkeiten für das nächtliche Verstecken der Fische wurde gedacht.

Dies ist nämlich ebenfalls enorm wichtig. Denn unsere Fische sollen sich wohl- und sicher fühlen. Das fehlen von ausreichenden Verstecken ist z.B. ein großes Problem bei den Aufbauten, welche auf Riffsäulen setzen. Hier gibt es für die Fische in fast allen Fällen zu wenige Möglichkeiten sich zurückzuziehen, was übrigens auch am Tag wichtig für die Fische ist!


Hier sieht man ein Beispiel für eine Riffsäule. Viele Aquarien sind heute ausschließlich mit solchen Säulen ausgestattet. Wo soll sich in solchen Becken ein Fisch zurückziehen? 

Ebenso sollte man sich die Frage stellen, ob diese oder ähnliche Säulen natürlich aussehen werden. Solche Säulen haben, nach meinen Erfahrungen als Taucher, nichts mit einer natürlichen Riff-Szenerie zu tun und werden auch nachdem Sie mit Korallen bestückt wurden immer noch statisch und künstlich wirken.

Ein weiterer großer Nachteil dieser Säulen ist, dass Sie schwer zu beleuchten sind. Es gibt in aller Regel Probleme mit Abschattungen. Auch die Höhe einer Säule kann komplett falsch gewählt werden. Ist eine Säule zu hoch, sitzen die oberen Korallen im Peak-Bereich der Beleuchtung und die unteren im Schatten der oberen Korallen.

So kommen wir zu einer weiteren Herausforderung beim Gestalten des Aufbaus. Viele machen den Fehler und gestalten Ihren Aufbau nach einem vor dem geistigen Auge befindlichen Bild. Dabei kommt es fast immer zu folgendem Fehler. Der Aufbau wird wie ein fertiges Riff gestaltet. Kommen dann die Korallen hinzu, ergibt es sich oft, dass der Aufbau zu hoch, zu breit etc. ist. Mit fortschreitendem Korallen Besatz hat unser Riff dann immer weniger mit dem Wunschbild unserer Planung zu tun. Auch die meißten fertigen Riffsäulen und angebotenen Komplettaufbauten beinhalten diesen Fehler.


Hier sieht man ein schönes Beispiel dafür. Der Aufbau sieht aus, wie ein fertiges Riff. Wo sollen hier im oberen Bereich die Korallen noch sinnvoll platziert werden? Alle verwendeten Platten waren mal Korallen, wie man sieht. Im fertigen Aquarium sollten diese Platten aber eigentlich auch von Korallen dargestellt werden. Jetzt sieht der Aufbau aus, wie ein Bücherregal und einmal mit Korallen besetzt, wird das Becken einem Setzkasten ähneln. Falls der Besitzer dieses Beckens sich hier wieder erkennt, ich möchte Sie nicht persönlich angreifen.

Zusätzlich wird es schwer sein, dieses Becken vernünftig zu beströmen. Lobenswert ist jedoch, dass es viele Rückzugsmöglichkeiten für die Bewohner gibt.





Nochmal zum ersten Bild. So kann ein solcher Aufbau später aussehen. Natürlich und ausgewogen besetzt. Ein Bild, welches auch so im Meer zu finden sein könnte und das sollte unser Ziel sein. 





Ein guter Aufbau hat folgende Eigenschaften:

- lockere, natürliche Erscheinung
- bietet ausreichende Möglichkeiten zum Rückzug für die Bewohner des Beckens 
- hat wenige Berührungspunkte mit dem Boden, ist trotzdem stabil
- lässt eine komplette und wenig gebremste Beströmung zu 
- gewährleistet durch gute Durchströmung den Abtransport von Detritus etc.
- lässt eine flächige Ausleuchtung zu
- ist nicht zu hoch gebaut und lässt Korallen-Wachstum zu
- bietet die Basis für ein fertiges Riff nach Wünschen des Aquarianers

Man sagt mir ein gewisses Talent beim Gestalten eines Riffs nach. Gerne biete ich meine theoretische und praktische Hilfe beim Aufbau oder auch Umbau an. Sprecht mich gerne an!

Ich hoffe ich konnte Euch ein wenig inspirieren und unterhalten...





Nachtrag: Die Firma Riff-Royal aus Neuwied baut Säulen und Aufbauten auf Kundenwunsch. Man hat mir versichert, dass man alle nötigen Kriterien für einen sinnvollen Aufbau beherzigt und fast alle Kundenwünsche erfüllt werden können.




Hier ein Beispiel eines Kundenauftrages, mit rückseitig eingebauten Versteckmöglichkeiten für Fische